In der Baubranche unterscheidet man oft die Wind- von der Luftdichtigkeit. Manchmal wird in den Prospekten lediglich von Winddichtheit geschrieben. Das vereinfacht die Sache auch nicht gerade.
Die Winddichtigkeit verhindert, dass kalte Luft von außen die Dämmung der Gebäudehülle durchspült. Im Dachaufbau übernimmt diese Aufgabe eine diffusionsoffene Folie (Unterspannbahn), durch die aber Feuchtigkeit ausgetauscht werden kann.
Die Luftdichtheit verhindert, dass die Luft durch die gesamte Wohnkonstruktion strömt. Auch dies wird meist durch eine Folie realisiert; die Flächen, an denen die Dichtheit des Hauses vorgenommen wird, nennt man entsprechend winddichte bzw. luftdichte Ebenen (LE).
Undichtigkeiten haben im Winter Wärmeverlust zur Folge und können Bauschäden bewirken. Strömt warme Raumluft durch eine Leckage nach außen, kann die enthaltene Feuchtigkeit kondensieren (Taupunkt in der Wand), die Dämmung saugt sich voll Wasser und verliert die günstigen bauphysikalischen Eigenschaften, schimmelt vielleicht sogar.
In der Schnittzeichnung eines Hauses sollte die LE mit einem Stift ohne abzusetzen gezeichnet werden können. Besonders kritisch sind die Anschlüsse von Außenwand-Fenster, Außenwand-Decke und Außenwand-Dach, also wollten wir hier von Meisterstück enstprechende Informationen erhalten.
Beim Holzrahmenbau durchstoßen die Deckenträger in der Regel die luftdichte Ebene. Bei uns liegt der Träger ganz auf der Außenwand(Skizze ganz links), das beruhigt zwar unseren Statiker, ist aber suboptimal hinsichtlich der LE, die irgendwie um die Decke herumgeführt werden muss. Bis vor einem Jahr wurde die Folie tatsächlich um den Deckenstoß gelegt und darüber weitergeführt. Warum die Firma davon abgegangen ist und welches Vorgehen heute favorisiert wird, da warten wir noch auf Antwort. Ich vermute, dass der Deckenstoss luftdicht verklebt wird, soll nicht unüblich sein, die Ausführung muss stimmen. (Inzwischen ist die Info von MSH angekommen: die WE wird über die innere Beplankung der Decke, auch im EG geführt - merkwürdig)
Die LE liegt innenseitig zwischen zwei Fermacellplatte. Jede Steckdose, Rohr- und Kabelführung durchbricht sie, daher müssen diese Stellen peinlich genau abgeklebt werden. Die Steckdosen werden in spezieller abgedichteter Ausführung eingebaut, für die Rohre gibt es entsprechende Dichtmanschetten. Trotzdem kann sich die Leckage irgendwann kritisch aufsummieren, wenn man nicht aufpasst.
In den Dachtafeln verläuft die LE parallel zu der Unterspannbahn, ebenfalls zwischen Fermacellplatten, biegt dann beim Spitzboden allerdings in die Decke ab; das bedeutet, dass der Boden nicht luftdicht sein wird. Deshalb ist er auch wärmetechnisch etwas vom Wohnraum abgekoppelt. Um die Decke zu schonen, haben wir uns entschlossen, die Beleuchtung in einer Abhängung unterzubringen.
Die Abklebungen der sichtbaren Leckagen hat im Verlauf der letzten Woche stattgefunden, der Elektriker hat alle seine Leitungen verlegt und die Installateure haben das Lüftungssystem sowie den Bodenaufbau vorbereitet, so dass nächste Woche der Estrich gegossen werden kann. Alles also soweit im Plan.